Erinnerungszeichen in der Stadt

Gedenktafel für Bücherverbrennungen

Was einmal gedruckt ist, gehört der ganzen Welt auf ewige Zeiten.
Niemand hat das Recht es zu vertilgen. (Lessing)

Öffentlich sichtbare Erinnerungszeichen gehören zum kulturellen Gedächtnis einer Stadt. Sie integrieren folgenreiche Ereignisse der Vergangenheit in das historische Bewusstsein der Gegenwart. Auch die negativen Erinnerungen sind Teil einer lebendigen Stadtgeschichte.
Ein Ereignis mit weitreichenden Folgen für das literarische und wissenschaftliche Leben in Deutschland war die Bedrohung und Verfolgung freiheitlich denkender Autorinnen und Autoren durch die Nazis. Finsteres Fanal ihrer Hetze waren die von den Nationalsozialistischen Studentenorganisationen bereits im Frühjahr 1933 geplanten und ausgeführten Bücherverbrennungen. In Heidelberg geschah das am 17. Mai 1933 auf dem Universitätsplatz. Die Bürgerstiftung Heidelberg hat im Einvernehmen mit Universität und Stadt auf eben diesem Platz am 17. Mai 2011 eine an diese Schandtat erinnernde Gedenktafel anbringen können. ( RNZ vom 18.5.2011)
Dietrich Harth (bis 2013 Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Heidelberg), der Bildhauer Günter Braun und Bürgermeister Wolfgang Erichson präsentierten die Steinplatte mit einem Lessingzitat auch vor vielen jüdischen Gästen.
Foto©: Stefan Kresin

Erinnerung an den 80. Jahrestag der Bücherverbrennungen in Heidelberg

Anlässlich des 80. Jahrestages der Bücherverbrennung lud die Bürgerstiftung am 17. Juli 2013 zu einer öffentlichen Simultanlesung aus „verbrannten Büchern“ auf dem Uniplatz ein. Etwa 180 Personen beteiligten sich daran, darunter viele Jugendliche – Schüler/innen, Studierende und junge Rotarier.

Foto©: Jakub Szypulka
Wer ein Buch dabei hatte, machte – wie es im Aufruf hieß – auf einem Schild den Autornamen und den Titel des Buches bekannt, dem eine Stimme gegeben werden sollte. Die Vielstimmigkeit wurde von Zeit zu Zeit durch Einzellesungen unterbrochen, die via Lautsprecher verstärkt wurden. Der Smartmob fand große öffentliche Resonanz: Es berichteten die RNZ am 19. Juli, Lutzland und Stattfernsehen sowie die Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

Erinnerungskultur in Heidelberg

Das Thema „Gedenken und Erinnern“ erschöpft sich für die Bürgerstiftung nicht allein mit dem Anbringen der Gedenktafel zur Bücherverbrennung. Auch die Heidelberger Stolpersteininitiative bekam 2012 einen Zuschuss für eine Broschüre, die die Schicksale von in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten Heidelbergerinnen und Heidelbergern dokumentiert. Gefördert wurde auch ein Jugendprojekt des Jugendtreffs CityCult in der Altstadt anlässlich des Ausbruchs der 1. Weltkriegs. Ebenso lagen die Themen der Vorträge auf den Jahresempfängen der Bürgerstiftung 2011, „Das Gedächtnis der Stadt“ von Prof. Dr. Aleida Assmann, und 2014, „Erinnern und Vergessen“ von Prof. Dr. Bernhard Schlink, im Bereich „Erinnerungskultur“.